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CD reviews

Flexibel Sky. Works by Haydn, Muthspiel and Schnabel

Han Jonkers and the Casal Quartet have given us a first-rate recording of some significant chamber music for guitar and strings. They begin with the most familiar work, the Haydn Quartet in D major (only one violin art is utilized). The story of Jonkers created his version of this piece, sometimes performed by lute and strings, is fascinating and well detailed in the excellent notes accompanying the CD. All play with utter elegance and refinement. In the beautiful “Adagio” Jonkers includes a cadenza, a rarity in Haydn’s chamber music. The second of the two minuets with trio has a particular energy in a minor section, and the “Presto Finale2 presses forward very nicely. Only one work for guitar survives by the Silesian composer Joseph Schnabel (1767-1831), but it is a very fine one. In fact, if you have the opportunity to play with a string quartet, Schnabel’s lovely Quintet in C would be an excellent choice. It begins with “Larghetto-Allegro”, essentially a fast movement with slow introduction. “Larghetto (Cantabile)”, the de facto slow movement, is very lovely, and the succeeding “Minuetto” is quite danceable.

But if you are playing for a conservative audience with a local string quartet, do not play Flexible Sky by Wolfgang Muthspiel! But for any other group this will be a rare treat. The composer utilizes a brilliantly imaginative sonic palette drawing not just on classical sources but many contemporary styles including Asian music and jazz. It will tell the reader something that among Muthspiel’s collaborators has been the marvellously unclassifiable guitarist, Ralph Towner. Writing for all of the instruments is skilful, exploring their unique capabilities. In the opening movement “One more for Igor” – just as you guessed, a tribute to Stravinsky – slow glissandi sometimes in contrary motion create an almost palpable physical texture. The last movement will test the rhythmic skills of any player. Jonkers and his quartet partners do an extremely convincing performance of this major work for the medium. Very cool. Recording quality is generally good, although in the more vigorous movements of the Schnabel work the guitar is often overwhelmed by the quartet.

AL Kunze – Soundboard – The Journal of the Guitar Foundation of America – Vol. 47 No.3 October 2021


Music from the Royal Courts of Germany

Concertino – 3/2012

Die Renaissance war zweifellos dieKunstepoche, deren Ausstrahlung den europäischen Geist am nachhaltigsten bestimmt und gelenkt hat. Waren die Musiker im Mittelalter zumeist Heimat- und Besitzlose, die den fahrenden “Spilleute” angehörte, so entwickelte sich während dieser Epoche zum ersten Mal der Stand des Berufsmusikers. Die steigenden Ansprüche an die Qualität der musikallischen Aufführungen bei den Fürsten und Herren brachten es mit sich, dass sich der Instrumentalist den zunehmend neuen “fremden* musikalischen Enflüssen stellen musste. Auf diese Weise wurde der Unterschied zur Musik für den Tagesbedarf des Volkes immer deutlicher. Selbst weniger begüterte Adlige hielten sich aus Repräsentationsgründen eigene “menestrels”. Mit der Gründung grösserer höfischen Instrumentalensembles hatte sich auch die soziale Stellung des Musikers gehoben. Eine Entwicklung, die ihren Höhepunkt in den Hofmusikkapellen der Barockzeit errreichen sollte. Während der Renaissance erfuhr zudem das Virtuosentum einen ersten Aufschwung. International berühmte Instrumentalisten und Sänger fanden in ganz Europa an Fürstenhöfen als reich beschenkte Gäste Aufnahme und Existenz. Zum Bild eines jeden gebildeten “ritterlichen” Menschen gehörte das Studium der Musik!
Die vorliegenden Aufnahmen von Han Jonkers sind eine Anthologie, eine Auswahl von Renaissance- und Barockmusik, wie sie an Deutschlands Höfen komponiert und aufgeführt wurde. Zu hören sind 7 Tänze aus “Terpsichore” von Michael Praetorius, Pavin von Moritz Landgraf von Hessen, Fantasie V von Gregorio Huwet, Suite Nr.4  in d-moll von Georg Friedrich Händel, Suite Nr.4 aus “Dilitiae Testudinis” von Esaias Reusner der Jüngere sowie von Joh. Seb. Bach das präludium d-moll für Laute BWV 999, die Fuga a-moll für Laute BWV 1000 und die Suite Nr.3 in A-Dur für Violoncello BWV 1009. Jonkers hat die Stücke transkribiert, verleiht ihnen durch sein überlegenes Spiel Form und Format und zeigt mit seinen Aufnahmen zugleich das neue Verständnis von  Renaissance-und Barockmusik. Damit vermittelt der niederländische Gitarrist eindrucksvoll die heutige Aufführungspraxis Alter Musik und leistet im Übrigen einen wertvollen Beitrag zeitgenössischer Transkriptionsauffassung. (ema)


Minsk Music – Chamber Music from Belarus

Wolfgang Lendle schreibt in “Concertino” – 4/2009:

Während zeitgenössische Werke aus Russland oder den Baltischen Staaten dem Musikinteressierten hierzulande durchaus nicht fremd sein müssen, bedeutet Weissrussland und sein heutiger musikalischer Output für uns weitgehend Niemandsland. Diesen Umstand ein wenig zu korrigieren, hat sich die vorliegende CD zur Aufgabe gemacht. Die vielfachen Kombinationen, die sich aus der Besetzung Flöte, Gitarre und Streichquartett ergeben, sind dabei voll ausgeschöpft worden.

Die Aufnahme beginnt mit einem Quintett aus dem Jahr 2003 für Flöte und Streichquartett von Valery Karetnikov. Drei Sätze hat das Werk: Animato, Allegro moderato und Andante maestoso. Wie die meiste zeitgenössische Musik aus den ehemaligen sowjetischen Republiken, so ist auch diese hier für uns Mitteleuropäer stilistisch schwer einzuordnen. Von postimpressionistisch könnte man in diesem Fall vielleicht reden, jedenfalls ist die Musik farbig und klingt gefällig!
Galina Gorelova ist die Komponistin der beiden folgenden Zyklen: “The Starling above  the  Sexton´s  House” von 2003 und “Tatjanas Day” von 2001. Ersterer ist ein Trio für Flöte, Gitarre und Cello. Bezüglich des Stils könnte man von Neoromantizismus  sprechen, wobei als besondere Eigenarten das Collagieren und Zitieren zu nennen sind. Im ersten Satz beispielsweise (The forgotten Melody for Han) zitiert die Gitarre  ein holländisches Lied. Dieses wird im weiteren Verlauf kommentierend von den anderen Instrumenten umrankt. Der zweite und zentrale Satz,  der  auch dem Zyklus seinen Namen gab, stellt so etwas  wie eine melancholische Theaterszene dar. Die Flöte “singt” das Lied des Vogels auf dem Haus. Cello und Gitarre ahmen Glockenklänge nach.  Wenig später erklingt eine sentimentale Melodie, die an eine mechanische Drehorgel erinnert! Im letzten Satz “Celebration of the Flute” hat erwartungsgemäss die Flöte  ihren grossen Auftritt.  Auf witzige Weise werden hier Elemente aus der Barockmusik sowie zweimal 2 Inventionen von Bach kurz zitiert.
Das schon angesprochene zweite Werk dieser interessanten Komponistin, diesmal für Gitarre und Cello, ist völlig anders strukturiert. Im ersten Satz (my House has become one with the Evening´s Sadness) stehen sich tonale- und abstrakte Elemente zum Teil schroff gegenüber. Die Grundstimmung ist von Traurigkeit geprägt. Auch hier ist es der 2. Satz, der dem Zyklus seinen Namen gab: Tatjanas Day. Tatjana ist die Schutzheilige der Studenten, und ihr Namenstag der 25. Januar markiert den Beginn der Semesterferien. Besonders zu erwähnen ist hier der expressiven Gitarrenpart. Insgesamt fängt die Musik die Stimmung eines frostigen Januartags ein.

Der letzte Satz hat den Titel  “I take my leave at the Edge of the Path”, wobei es hier um Todesnähe geht. Das Cello beginnt mehrmals monologisch einen Klagegesang, den die Gitarre immer wieder bestätigt. Insgesamt bemerkenswert ist die Verwendung der bescheidenen Mittel, die erstaunliche Ausdrucksfacetten darzustellen vermögen. Es folgt ein dreisätziges Streichquartett von Sergey Beltiukov, das 2003 entstand. Auch hier hat man es mit farbiger und inspirierender Musik zu tun, wobei der Schlusssatz, der ein lustiges Dorffest darstellen soll, besonders originell erscheint.

Die dann folgenden “Seven small Fancies on a Theme by Glinka” von Dmitry Lybin repräsentieren die avancierteste Tonsprache der CD und erfordern die grösste Besetzung, nämlich das gesamte Ensemble! Äusserer Anlass für diese Komposition war der 200. Geburtstag von Michail Glinka, dem Vater der russischen Musik. Es handelt sich bei den 7 Fantasien um kurze ineinander übergehende Charakterstücke, wobei klar fassbare Linien oder Rhythmen oft “sich selbst entgleiten”, das Geschehen verwässern oder sich verbiegen, was reizvolle, zuweilen “schräge” Kontraste ergibt.

Den Abschluss dieser Aufnahme bildet das “Poem” für Flöte, eine Violine, Viola, Cello und Gitarre von Vsevolod Gritskevich, das auch 2003 entstand. Dieses Werk wurde inspiriert durch das Gemälde “Bei der Kirche” von Ferdinand Emanuel Ruschiz (1870-1936), das offenbar Kultstatus geniesst und für die weissrussische Identität von grosser Bedeutung ist. Beim Poem handelt es sich um ein stimmungsvolles Klanggemälde zwischen Sonne und Wolken, Enge und Hoffnung, wobei diese Ambivalenzen, wie der Komponist schreibt, für die Verfassung Weissrusslands stehen können.

Sämtliche Komponisten sind Absolventen der weissrussischen Musikakademie Minsk, und die hier eingespielten Werke sind nahezu im gleichen Zeitraum, nämlich von 2001 bis 2003 entstanden. Auch wenn diese Musik nicht so recht in unser (weltliches) Bild von Neuer Musik passen will, sind sämtliche Werke qualitätsvoll und hörenswert. Die Musiker bewältigen ihre Aufgaben brillant. Präzision, Spielfreude, Spontaneität, Farbigkeit und Sinn für Atmosphäre sind weitere Begriffe, die mir dazu noch einfallen. Kurzum: hörenswerte Musik auf hohem Niveau dargeboten.

Wieland Ulrichs schreibt in “Akusitik Gitarre” – Juli 2006:

Der Untertitel “Chamber Music from Belarus” verrät, dass die fünf  recht unterschiedlichen Werke aus der letzten Diktatur Europas kommen, nähmlich aus Weissrussland, das durch eine Partnerschaft mit dem Schweizer Kanton Aargau verbunden ist. Entsprechend zurückhaltend sind im Heft die Zeilen über das Land: Aufweichung durch Musik? Immerhin gibt es dort eine Gesellschaft für Zeitgenössische Musik. Zeitgenössisch sind die hier vorgestellten Werke, nicht jedoch avantgardistisch. Los geht es mit einem dreisätzigen Streichquartett für Flöte (Bruno Meier) und einem Streichquartett von Valery Karetnikov (* 1940), stimmungsvoll und farbenfroh. Die nächsten beiden Werke von Galina Gorelova (* 1951) sind Leckerbissen für Repertoire-Sucher. “Der Star über das Haus des Glöckners” ist ein neobarock-romantisches Trio für Flöte, Gitarre (Han Jonkers) und Cello mit reizvollen und amüsanten Ausbrüchen in andere Klangwelten. Ebenfalls dreisätzig ist “Tatjanas Tag” für Gitarre und Cello, mit einer gewissen Schwermut, die vielleicht die politischen Verhältnisse spiegelt, in jedem Fall  solide Kenntnis der Instrumente verrät und verlangt. Leider ist die Aufnahmequalität nicht immer optimal. Das Streichquartett von Sergey Beltiukov (* 1956) verarbeitet auch folkloristische Elemente  nicht ohne Witz mit Bartókscher Eigenwilligkeit und zeigt die jungen Interpreten als wahre Meister. Dmitry Lybin (*1963)  schrieb “Sieben kleine Fantasien über ein Thema von Glinka” anlässlich des 200. Geburtstags des russischen Komponisten Michael Glinka (1804-1857) für Flöte, Gitarre und Streichquartett im Auftrage der Interpreten, vielleicht das dichteste Werk des Programms, allemal eine geniale Huldigung voller Kontraste. Den Abschluss bildet das “Poem” des Multitalents Vsevolod Gritskevich (*1947) für Flöte, Streichtrio und Gitarre, inspiriert von einem (im Booklet abgedruckten) Gemälde, wohl einem Symbol nationaler Identität mit allerhand Fragezeichen. Und so schwebt diese stimmungsvolle Musik irgendwo zwischen Klassik und Romantik mit Folklore-Elementen. Keine reine Gitarren-CD, wohl aber ein sehr interessantes Programm von gut 68 Minuten.


Music from the Royal Courts of Germany

Wieland Ulrichs schreibt in “Akustik Gitarre” – März 2003:

“Gitarrenmusik an deutschen Fürstenhöfen” (Bayer Records) Der in Basel lebende niederländische Gitarrist hat schon mit “A Swiss Homage to Andrés Segovia” und “While my Guitar was Gently Weeping” interessante Konzeptalben vorgelegt. Diesmal reist er von Wolfenbüttel (Michael Praetorius, Gregorio Huwet) über Kassel (Moritz Landgraf von Hessen) und Hamburg (Händel) nach Köthen (Bach) und Brieg/Schlesien (Esaias Reusner d.j.), wo er Höfe besucht, an denen freilich kaum Gitarre gespielt wurde – der englische CD-Titel “Music from the Royal Courts of Germany” ist in sofern sachlicher.
Im Wesentlichen geht es natürlich um Lautenmusik, und Jonkers hat einige Raritäten im Programm, so die Pavane, die das Allround-Talent Moritz Landgraf von Hessen (1572-1632) dem großen Dowland widmete und mit einigen Lachrimae-Zitaten spickte. Auch die Fantasie des aus Antwerpen stammenden Lautenisten Huwet und eine Reusner-Paduana verdienen Aufmerksamkeit.

Transkriptionen? Wenn die Lautenisten nicht auf die Idee zu solch einer interessanten und ausführlich kommentierten Kulturreise kommen, müssen sie sich nicht wundern, wenn ein Gitarrist in ihren Gefilden wildert. Die sieben “Terpsichore” Tänze von Paetorius sind nicht rar, wohl aber mit einer seltenen Brillanz gespielt. Von Händel gibt es mit der bekannten Cembalo-Sarabande mit Variationen (à la Follia) den Schritt ins Barock, der dann, irgendwo logisch, in Bach gipfelt. Zunächst gibt es das als Autograph umstrittene Zweigespann d-Moll-Präludium und a-Moll-Fuge für Laute (BWV 999/1000), mit großer Souveränität gespielt, wenn auch nicht ohne kleine Romantizismen. Den Abschluss bildet die 3. Cellosuite, nach A-Dur transponiert und knackig gespielt, allerdings auch mit etlichen Bässen angereichert, die diesem ursprünglichen Meisterwerk der latenten Mehrstimmigkeit keinesfalls nur nützen. Dennoch: Insgesamt ist dies eine reizvolle CD.


Serenades from the Biedermeier

Wieland Ulrichs schreibt in “Akustik Gitarre” – Mai 2003

Die Trio-Besetzung mit Flöte, Bratsche und Gitarre erreichte um 1800 in den Salons große Beliebtheit; sie veranlasste auch im 20. Jahrhundert diverse Komponisten zu Werken, die jedoch ein Nischendasein führen. Immerhin gab es mal ein „Diabelli-Trio“, ansonsten lebt fast nur noch „der Schubert“, in Wirklichkeit ein gleichnamiges Trio von Wenzel Matiegka, dem Schubert lediglich eine Cellostimme hinzu fügte. Somit ist die vorliegende CD schon aus Gründen des Repertoires zu würdigen. Flötist Bruno Meier, Bratscher Nicolas Corti und Gitarrist Han Jonkers sind darüber hinaus ein brillantes kongeniales Trio, das den Witz der ausgewählten Werke – Spieldauer jeweils rund 20 Minuten – wohl zu präsentieren weiß. In diesen Werken hat die Gitarre keinesfalls nur humta-humta zu spielen, die solistischen Anforderungen sind gleichwertig verteilt, was auf ein hohes Niveau der ursprünglichen Musikanten schließen lässt. Den Auftakt macht das charmante Trio op.16 des der Musikgeschichte irgendwie abhanden gekommenen Joseph Kreutzer – selbst die Lebensdaten (1778-1832) sind nicht gesichert. Doch die drei groß angelegten Sätze sind ein beredtes Zeugnis: das „Phantom“ hat gelebt. – Kein Klavierschüler, der nicht irgendwann einmal Anton Diabelli (1781-1858) im Unterricht erlitt. Der Komponist und Musiklehrer machte sich vor allem als Musikverleger in Wien einen Namen, weshalb man angesichts der zweifellos kommerziell ausgerichteten Gebrauchsmusik in seinem Oeuvre gerne übersieht, dass Diabelli Einiges mit Niveau für die Gitarre geschrieben hat. Hier hören wir in der genannten Triobesetzung die Serenaden Op.95 und 105, zweifellos die bekanntesten, die noch auf mindestens acht weitere neugierig machen. Sie sind weniger ernst als das Kreutzer-Trio, aber geistvolle Unterhaltung, Serenaden eben, und das nicht ohne Spaß: der fünfte Satz der zweiten Serenade entpuppt sich regelrecht als Un-Fuge.

Diese schöne CD sollte eine Verpflichtung sein: Meine Herren, die andere Diabellis bitte!

Neue Zürcher Zeitung – 5. September 2001: Lohnende Entdeckungen

Von drei vortrefflich harmonierenden Interpreten inspiriert dargeboten werden die drei hübschen Serenaden der Beethoven-Zeitgenossen Anton Diabelli und Joseph Kreutzer, deren sprühendem Spielwitz und anmutiger Kantabilität man mit grossem  Vergnügen lauscht. Auf weitere Ausgrabungen dieser Art darf man gespannt sein.

Elgin Heuerding schreibt in “Klassik Heute” – September 2001:

Als Komponist ist Joseph Kreutzer zwar ein unbekannter, doch dem Ohr nach lässt er sich einordnen. Die Melodien erinnern, luftig und charmant wie sie sind, ein wenig an Mozart, der im Trio für Flöte, Viola und Gitarre Op.16 immer wieder anklingt. Dennoch weist die Behandlung der Instrumente ins frühe 19. Jahrhundert hinein.

Dem „Phantom Joseph Kreutzer“ (so wird er im CD-Booklet der fehlenden biographischen Angaben wegen betitelt) haben die Musiker Bruno Meier, Nicolas Corti und Han Jonkers mit dieser Aufnahme einen wunderbaren Dienst erwiesen. Denn die drei sind ausgesprochen gut aufeinander eingespielt. Sie transportieren die Feinheiten, die ansprechenden Melodien durch ihre deutliche , klare und sehr filigrane Musizierweise. Man könnte sich gelegentlich etwas mutigerer Schwung wünschen, doch ansonsten ist diese Aufnahme eine reine Freude.

Serenaden des Biedermeier ist der Titel der CD, und Kreutzers Trio ist mit Antonio Diabelli kombiniert. Bei letzterem wagt sich das Ensemble ausdrucksmässig etwas weiter vor. Der Reichtum, der sich in diesen Serenaden verbirgt, kommt jedenfalls leuchtend zum Vorschein.

Lislot Frei – Schweizer Radio DRS –7. Juli 2001

Eine CD mit lohnenswerten Raritäten, mit Eleganz und Leichtigkeit gespielt.

Diether Steppuhn in Fono Forum – Juli 2001

Die originell besetzten, technisch anspruchsvollen Stücke lassen den Vormärzstil des Idyllischen oder gar Sentimentalen weit hinter sich und erweisen sich in dieser inspirierten, anmutig und virtuos gestalteten Interpretation mit ihren attraktiven melodischen Einfällen als kunstvolle, schmeichlerische Pretiosen.

Steven Rings writes in “American Record Guide” – November 2001

The title of this release is right on: these trios by Diabelli and Kreutzer are unmistakably products of the Biedermeier era. Like a painting by Waldmüller, they are cleanly crafted, inoffensive, and above all elegant. They are also insubstantial, eminently forgettable, and a bit cloying—again, in keeping with the Biedermeier era. But when they are taken on their own terms, and not as failed attempts at Beethovenian pathos, they are enjoyable enough. The ensemble of Meier, Corti, and Jonkers is sharp and their renditions are spirited and endearing, as are the notes that plead Diabelli’s case so eloquently.

Jacques Bonnaure dans “Répertoire” – Octobre 2001

Répertoire : 7
Nouveauté
Stéréo DDD  +++
Excellente prise de son, naturelle, dans une espace réaliste pour un tel ensemble.
Notice +++
Curieuse idée que d´illustrer un récital consacré à la musique Biedermeier par un célèbre portrait de Madame Récamier, qui n´a évidemment rien à voir avec le Biedermeier, même pas l’époque puisque ce portrait du Baron Gérard date de 1802…

Biedermeier est le patronyme du bourgeois autrichien. En France, on aurait dit M. Prudhomme. Ce n´est ni une époque historique ni un mouvement artistique; plutôt une sensibilité bourgeoise, nostalgique d´un bon vieux temps, aspirant à la tranquillité et aux bons sentiments, caractéristique de l ‘Autriche des années 1815 à 1848, après Napoléon et avant la révolution.

Les deux compositeurs ici réunis sont à peu près contemporains de Beethoven. Anton Diabelli (1781-1858) est surtout connu comme éditeur ; sa pièce la plus célèbre est la minuscule Valse sur laquelle Beethoven composa ses 33 Variations. Joseph Kreutzer (1778-1832) n’a rien à voir avec le violoniste auquel Beethoven dédia sa Sonate, ni avec le compositeur d’opéras Conradin Kreutzer. C’est un quasi inconnu dont on conserve cependant de charmantes pièces instrumentales, comme ce Trio.

La formule flûte, violon (ou alto) et guitare était alors courante et permettait des jeux de timbres variés. Le choix de l’alto est judicieux car sa sonorité si « sensible » traduit bien une certaine nostalgie propre à cette musique. L’intérêt d’un tel programme tout en jolie mélodies, élégantes volutes, émotion discrète, c’est de montrer qu’a côté des grands noms connus qui pratiquaient une musique « avancée » vivaient des compositeurs de talent mais sans le moindre génie qui déroulaient une production utilitaire, destinée à être entendue plus que vraiment écoutée (on peut ici parler de musique d’usage – Gebrauchsmusik), héritière de toutes les musiques de divertissement du XVIIIe siècle, avec en plus un petit sens du pittoresque et même un brin de romantisme à fleur de peau typiquement… Biedermeier.

Interprétées comme c’est le cas ici, avec beaucoup de soin, d’attention et de finesse par des interprètes soucieux de belles sonorités et de faire vivre le texte, de telles pages procurent un réel plaisir.


While my Guitar was Gently Weeping

Reinhard J. Brembeck schreibt in Fono Forum September 1997:

Zwischen Blues und Schnulze, zwischen John Lennon und “Moses in Ägypten”: Der Niederländer Han Jonkers surft auf seiner klassischen Gitarre zwischen den Stilen. Musik der sechziger und frü­hen siebziger Jahre hat er gesammelt und aufgenommen. Stücke die durchaus eingängig sind, aber (oft) auch viel Substanz beweisen. Jonkers bietet ein moderat aggressives Spiel, das nie nach Tief­sinn schielt, sondern frei und gelöst mit den Klängen atmet. Ein abwechslungsreiches Crossover-Programm der Extraklasse.

Chris Kivington writes in Classical Guitar – November 1998:

How many CD covers do you see that are all white? This one, with its now past tense title, is as no­ticeable as the Beatles “white” LP, and is almost a statement of intent – back to the days when rock guitars were (sometimes) played rather than mixed and remixed, and then slowly squeezed by techno tarts. So, straight in – can Jonkers hack it, or is he nostalgicising (new word)?

He can hack it. In fact, his credentials are pretty decent – studies with Ghiglia in Siena and with Ra­gossnig, plus various prizes to his credit. He is fluent, firm, direct, rhythmically tight, with a good clean sound – in other words, the sort of player you´d want for this repertoire. OK, any repertoire.

His extensive notes are interesting and uncluttered by sentimentality -he talks of the watershed that was Woodstock, but he also says that narcissism was the other side of the coin that survived the sixties. Right. No matter where, no matter when, there is always another side of the coin. As indeed there is to this disc, which leads us into some unfamiliar classical guitar music of 20+ years ago.

There is real variety here. Everyone knows the gentle pleasures of Cavatina a classic of its type and time. Then there are soft blues in the form of  the Harry Sacksioni compositions (or arrangements, in the case of Scarborough Fair), and jazzy blues from the pen of Charlie Byrd. Jacques Casté­rède´s Hommage aux Pink Floyd is well known as the required piece for the Paris competition of 1973, its accumulation of thrusting energy always attractive – provided it thrusts, as it does on this occasion. The other Invention, Rhapsodie, sits very nicely indeed with.

I was unfamiliar with the work of Armin Schibler (b. Switzerland 1920); The Black Guitar was composed between 1964 – 67, yet this is a first recording. Various tracks are dotted about across the disc, all based upon Negro spirituals. The style of the different groups is somewhat varied, and I be­lieve I can see why Jonkers has split them up in this way. Because is more familiar, an arrangement by Stanley Myers dating back to John Williams´ Changes LP of 1972, very much a Myers project. That had Joni Mitchell´s Woodstock on it, too, an anthem of belief: we are stardust, we are golden.

Schibler´s other contribution to this programme, Un homme seul, is a powerful work in four move­ments of considerable vitality, intensified through some string slapping and rasguados. The disc concludes with the last of the pieces from his The Black Guitar, a strong setting of Joshua fit the battle of Jericho.

An unusual CD, with appeal for those interested in something out of the ordinary.


A Swiss Homage to Andrés Segovia

Peter Päffgen schreibt in Gitarre & Laute 4/1996:

Ein sehr feine Auswahl an Stücken hat Han Jonkers für diese CD getroffen – Werke von Schwei­zer Komponisten unseres Jahrhunderts. Er beginnt mit den großen “quatre pièces brèves” von Frank Martin, die zu einem zentralen Gitarrenwerk unserer Zeit geworden sind. Dabei wissen wir, wie schwer es diese Komposition gehabt hat sich überhaupt im Repertoire zu etablieren, wir wissen, wie Andrés Segovia, dem das Stück gewidmet war, reagiert hat. Es folgen Trois pièces à Andrés Sego­via von Henri Gagnebin. Gagnebin war als Komponist von 1925 bis 1957 Direktor des Genfer Kon­ser­vatorium und ebendort hat Segovia zwischen 1930 und 1935 gelebt. Natürlich kannten sich Gagnebin und Segovia sich und auch aus dieser Bekanntschaft erwuchsen ein paar Stücke für Gi­tarre … die es besser hatten als diejenigen von Martin. Mindestens der mittlere Satz aus dem kleinen Zyklus Trois Pièces wurde von Segovia gespielt: Chansons. Trotzdem gerierten die Stücke in Ver­gessenheit.

Der Dirigent und Komponist Hans Haug versuchte sich mehrmals mit der Gitarre. 1950 schrieb er ein Concertino für Gitarre und Kammerorchester, für das er einen Kompositionspreis erhielt, 1961 dann Prélude, Tiento und Toccata, die hier eingespielt sind. Haug war von Segovia als Kompositi­ons­leh­rer zu dessen Meisterkursen in Santiago de Compostela eingeladen worden – dort hat er die Stücke vollendet.

Schließlich ist Ernst Widmer auf der CD mit fünf Stücken vertreten, an deren Entstehung Andrés Segovia offenbar unbeteiligt gewesen ist. Widmer wurde 1927 geboren und ist nach seinem Stu­dium nach Brasilien ausgewandert. Verschiedentlich hat er für Gitarre geschrieben – hier sind seine Fünf Stücke von 1989 eingespielt.

So viel zur Repertoireauswahl, die übrigens in einem Booklet hervorragend dokumentiert ist.

Han Jonkers spielt die überwiegend strukturalistische Musik, die wenig auf Effekte und schon gar nicht auf billige Effekte baut, mit feiner Delikatesse. Die Stücke von Widmer am Schluß, sie sind die jüngsten und werden nach meiner Einschätzung im Gitarrenrepertoire noch eine Rolle spielen, bieten dabei einen sehr espressiven Ausklang, den Jonkers streckenweise mit großer Geste ze­lebriert. Er kann mit den Dimensionen und Proportionen der Kompositionen hervorragend umge­hen, die kleine Welt zwischen “laut” und “leise” zum Beispiel richtig gestalten – und gerade das ist bei der Gitarre wegen ihres geringen dynamischen Spektrums schwierig. Eine nicht nur interessante, eine höchst amüsante Platte!